Was macht eigentlich ein Industriedesigner genau für einen Job?

Tino Toeppler

Wer ist Tino Töppler?

Ich hatte das Glück, Tino Töppler ein paar Fragen zu seinem Job als Industriedesigner zu stellen. 

Er hat bisher einige interessante Stationen hinter sich, die ich ehrlich gesagt sehr interessant finde. Denn das zeigt, wie vielseitig er in seiner Arbeit ist und sich nicht nur auf eine Disziplin festlegt. 

Aber mach dir gerne selbst ein Bild von ihm und was er über Design sagt.


🔴 Tino, seit wann arbeitest du als Produkt- und Industriedesigner?

Ich arbeite seit Oktober 2002 als Produkt/Industriedesigner und Produktentwickler. Zu diesem Zeitpunkt habe ich bei der Miele Küche meine erste Tätigkeit als Designer und Entwickler begonnen.

Ich benenne dabei immer, dass ich als Produkt/Industriedesigner und Produktentwickler tätig war, da die beiden Berufsbezeichnungen für mich unterschiedliche Aufgaben beinhalten: Als Produkt/Industriedesigner gestalte ich Produkte, entwerfe Varianten und bearbeite den kreativen Bereich der Produktentwicklung. Bei vielen Produkt/Industriedesignern gehört die weitere Bearbeitung der Entwicklung üblicherweise nicht mehr zur Aufgabenstellung, für sie endet hier der Entwicklungsauftrag, da die Realisierung vom Auftraggeber oder einem externen Zulieferer koordiniert wird. Meine Tätigkeit hörte hier nie auf, denn ich habe immer sämtliche Designs von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt im Markt begleitet. Darüber hinaus beobachtete ich auch immer das Produkt im Markt, um dessen Erfolg durch Hinzufügen von Geschwistern oder durch Anpassungen unterschiedlicher Art (Farb- oder Materialveränderungen, Konstruktionsanpassungen, Detailoptimierungen, etc.) beeinflussen zu können.

Tisch und Stühle von Connox GmbH

Tisch und Stühle - Connox GmbH / Design by Tino Töppler

🔴 In welchen Bereichen des Produkt- und Industriedesigns hast du bisher gearbeitet?

Ich war vornehmlich im Konsumgüterbereich tätig. Dabei habe ich Küchenmöbel und -Zubehör, manuelle Küchengeräte, Wohnleuchten, Büromöbel, Möbel für die Gastronomie und Hotellerie sowie Wohnmöbel und Wohnaccessoires für den Endkunden entworfen, entwickelt und realisiert.

Neben dem Design und der Entwicklung klassischer Produkte hatte ich immer die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen und war in viele Bereiche involviert, die zum Gesamtbild von Produkt und Unternehmen gehören.

Ich habe Designstrategien und -Abläufe in Unternehmen eingeführt, da es in drei Firmen bis zu meinem Unternehmenseintritt keine Design- und Produktentwicklung gab und diese mit meinem Start etabliert wurden. Ich habe bei einem Unternehmen zur Markenbildung ein langfristiges Farbkonzept eingeführt und auf dessen Sortiment angewendet. Corporate Designs wurden von mir harmonisiert – und in meiner letzten Anstellung war ich als Brand Designer angestellt. Dort habe ich für vierzehn Eigenmarken ein einheitliches Corporate Design für deren Verpackungen entwickelt, das markenübergreifend funktioniert, den Mutterkonzern widerspiegelt und dem Kunden eine klare Orientierung im Markt bietet.

🔴 Welchen Stellenwert hat deiner Meinung nach die Funktionalität bei einem Designprodukt?

Die Funktionalität hat einen zentralen Stellenwert bei einem Designprodukt, insbesondere im Kontext des Gestaltungsprinzips Form Follows Function. Diese Aussage bedeutet, dass sich die äußere Gestaltung eines Produkts aus seiner Funktion ableiten sollte.

Ein Designprodukt sollte daher nicht nur ästhetisch ansprechend sein, sondern vor allem seinen Zweck optimal erfüllen. Funktionale Anforderungen bestimmen dabei die Form, sei es durch ergonomische Aspekte, intuitive Bedienbarkeit, die Wahl geeigneter Materialien oder einer nachhaltigen Produktionsweise. Ein gut gestaltetes Produkt integriert Form und Funktion in einer Weise, die sowohl die Nutzung erleichtert, eine visuelle Harmonie schafft und die Markenbildung des Unternehmens unterstreicht.

Wandhaken AMO von Connox GmbH

Wandhaken AMO - Connox GmbH / Design by Tino Töppler

Allerdings gibt es auch Interpretationen, die eine Balance zwischen Funktion und Ästhetik betonen, da Design nicht nur ein Werkzeug zur Problemlösung ist, sondern auch emotionale und kulturelle Werte transportieren kann. Letztlich bleibt die Funktionalität jedoch ein fundamentaler Aspekt, da ein schönes, aber unpraktisches Design seinen Zweck verfehlt.

🔴 Wie siehst du die Situation des Overload an Produkten? Gibt es zu viel? Inwieweit beeinträchtigt das die Designbranche?

Die heutige Konsumgesellschaft ist von einem Überangebot an Produkten geprägt, was in vielerlei Hinsicht Herausforderungen mit sich bringt. Einerseits sorgt diese Vielfalt für Innovation und Auswahl, andererseits führt sie zu Übersättigung, Ressourcenverschwendung und einer sinkenden Wertschätzung für Design und Qualität.

Letztlich steht die Designbranche vor der Frage, wie sie dem Überangebot sinnvoll begegnen kann – sei es durch nachhaltige Konzepte, modulare Systeme oder zeitloses Design, das sich von kurzlebigen Trends abhebt. Der Fokus muss verstärkt darauf liegen, weniger, aber bessere Produkte zu gestalten. Letztlich sollte sich die Designbranche als Treiber für nachhaltige Innovationen verstehen, um dem Überangebot entgegenzuwirken und Produkte zu entwickeln, die nicht nur Konsumwünsche erfüllen, sondern auch einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft haben. Nachhaltigkeit ist somit das übergreifende Thema für Unternehmen und Designer, das allübergreifend in die Entwicklung neuer Produkte einfließen und bei sämtlichen Abläufen, Prozessen und Aufgabenstellungen berücksichtigt werden sollte.


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🔴 Was deine Jobsuche betrifft: Bevorzugst du die Remote Arbeit oder lieber hybrides Arbeiten? Und im Ausland oder lieber nur in Deutschland?

Ich bin flexibel, was das Produkt und das Unternehmen betrifft. Oftmals sind Unternehmen im europäischen Ausland offener, was eine hybride Arbeitsweise angeht.

Selbstverständlich bin ich dazu bereit, die Tätigkeit als Industrial Designer im Unternehmen vor Ort auszuüben. Meine persönliche Erfahrung zeigt jedoch, dass eine hybride Arbeitsweise, also die Kombination aus mobiler Arbeit und Büroarbeit, äußerst produktiv, zeitgemäß und sogar zukunftsorientiert ist. Insgesamt habe ich diese Form des Arbeitens durchweg positiv erlebt. Denn das eigenverantwortliche Arbeiten und das entgegengebrachte Vertrauen fördern die Motivation und Zufriedenheit im Berufsalltag, die Produktivität sowie die Kreativität. 

Während meiner Zeit bei dem Online-Händler Connox GmbH wurden alle Mitarbeiter während der damaligen Corona-Pandemie nach Hause ins Homeoffice geschickt. Nach dem Pandemie-Ende gab es eine offizielle Homeoffice-Regelung, in der zwei bis drei Tage pro Woche im Büro gearbeitet wurde. Die Geschäftsführung hatte daraufhin Bürofläche abgegeben und konnte somit sogar die Kosten reduzieren. Es gab eine freie Platzwahl im Büro, die Mitarbeiter:innen haben die Office-Zeiten organisiert und somit gab es nie eine Überbelegung der freien Plätze. 

Bei meinem letzten Arbeitgeber, der J. A. Woll-Handels GmbH, hatte ich die Möglichkeit, an zwei Tagen pro Woche in der Zentrale in Soltau und drei Tagen/Woche in einer Dependance, einem zum Unternehmen zugehörigen Büro in Hannover, zu arbeiten.

Diese beiden Varianten habe ich als äußerst produktiv erlebt und schätzen gelernt. Beim mobilen Arbeiten hatte ich das Gefühl, deutlich konzentrierter und produktiver zu sein, da Bürolärm und andere Störungen wegfielen. Außerdem entfiel der Zeitdruck durch das tägliche Pendeln, was mir mehr Flexibilität verschaffte. Wenn ich an einer Aufgabe arbeitete, konnte ich diese vollständig abschließen, ohne die Zeit im Blick zu behalten, da die Uhrzeit keine Rolle spielte. Zwar führte dies häufiger dazu, dass ich länger arbeitete, doch der Heimweg war anschließend erfreulich kurz und somit waren die Mehrstunden für mich kein Problem. 

Aber natürlich ist eine Kombination aus mobiler Arbeit und Anwesenheit im Büro die optimale Kombination. Denn der Austausch mit den Kollegen/innen, die Informationsbeschaffung, die Teambildung, das Miteinander sind aus meiner Sicht extrem wichtig und können nur im persönlichen Dialog optimal ausgeschöpft werden. 

Die beiden oben erläuterten Zeit Modelle von Connox und Jawoll sind nur Beispiele - hier gibt es viele verschiedene Varianten und Möglichkeiten, wie die Bedingungen zur mobilen Arbeit gestaltet werden könnten. Im Übrigen vermeide ich die Verwendung des Begriffs Homeoffice, da es mir nicht darum geht, in meinen heimischen vier Wänden, sondern vielmehr in meinem geografischen Umfeld arbeiten zu können.

Mir ist dabei bewusst, dass diese Thematik eine gewisse Problematik bezüglich des Verständnisses des Begriffs Homeoffice oder mobile Arbeit aufweist und zu Missverständnissen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bzw. Bewerbern führen kann. 

🔴 In Italien hat hybrides Arbeiten seinen ganz eigenen Namen: Smart Working.

Ich danke dir auf jeden Fall für deine Bereitschaft, auf meine Fragen zu antworten. Für deine Jobsuche wünsche ich dir alles Gute Tino!

Hier kannst du dir übrigens einige Projekte von Tino Töppler und seinem Kompagnon Helge Kossol anschauen und mehr über ihre Arbeit mit Feinform erfahren. 


Hej!

Ich bin Jutta und unterstütze dich mit Worten, Content Design und der Organisation deines Contents. So, dass du mehr Zeit für deine eigentliche Arbeit hast: Interior- oder Produktdesign. 

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