Personal Branding à la Michelangelo
Auf die Frage des Papstes, wie er die Statue von David erschaffen hat, soll Michelangelo geantwortet haben: „Ganz einfach, ich entfernte alles, was nicht David ist.“
Beim Personal Branding läuft’s im Grunde ähnlich ab. Nur dass du statt einer Skulptur Stück für Stück dein Markenimage formst. Du setzt den Fokus aufs Wesentliche und nimmst weg, was ablenkt. Dein Marmorblock: Alles, was du als Persönlichkeit mitbringst.
Wenn Michelangelo heute leben würde, wäre er wahrscheinlich ein kauziger Unternehmensberater, der dir für viel Geld Wachstumshacks verkauft. Allen voran: Weniger ist mehr.
Mit seinem geschätzten IQ von 154 hätte er sicher auch direkt ein paar geniale Ideen mitgeliefert, wie wir das in die Tat umsetzen können.
Denn sich radikal einzuschränken, kann wehtun und verdammt schwer sein. Das hast du vielleicht schon beim Schreiben deiner Texte gemerkt. Je kürzer und knackiger, umso schwieriger. Im Entwurf war diese Einleitung beispielsweise dreimal so lang.
Wenn du deine Personal Brand aufbaust, wird’s noch haariger. Da hängt deine ganze Identität dran. Wie kannst du dich da aufs Wesentliche beschränken? Was lässt du weg? Wofür willst du stehen?
Die Selbstständigen, mit den ich arbeite, hadern meistens genau damit. Meine steile These: Je besser und talentierter du bist, umso schwerer fällt es dir, dich auf nur eine Sache zu beschränken – wo doch so viel mehr möglich ist.
Einfaches bleibt in den Köpfen
Nur lebt Personal Branding von Minimalismus.
Das liegt vor allem an unseren begrenzten mentalen Kapazitäten. Außer du bist so fit im Kopf wie unser italienisches Universalgenie. Gehen wir vom Durchschnittsgehirn aus, dann sollten wir unsere Botschaften simpel halten (wenn wir wollen, dass sie ankommen).
Laut Neuromarketing-Profi Sarah Weitnauer kann sich unser Kurzzeitgedächtnis beispielsweise nur 4 Informationen merken. Alles darüber überfordert.
Stell dir mal vor, deine Wunschkund*innen bringen dich nur mit genau 4 Dingen in Verbindung. Welche wären das idealerweise?
Schon Ideen? Falls nicht, möchte ich dir 4 Impulse geben, um es herauszufinden. Mehr trau ich mich nicht. Du weißt ja jetzt, warum.
1. Was verkörperst du?
Unsere besten Fähigkeiten sind oft die, die wir als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Implizites Wissen, von dem wir ausgehen, dass es doch jede*r weiß. Talente, die so sehr mit uns verwoben sind, dass wir sie nicht sehen. Wir haben viele blinde Flecken.
Diese Anzeichen helfen dir, sie aufzudecken:
Das hast du als Kind schon gern gemacht
Darüber vergisst du regelmäßig die Zeit
Das fällt dir besonders leicht
Darüber weißt du mehr als andere
Dafür bekommst du öfter Komplimente
2. Formuliere deine Kernbotschaft
Im Podcast Hotel Matze bekommen die prominenten Interview-Gäste am Ende jeder Folge ein besonderes Geschenk. Eine Woche lang steht ihre Botschaft auf einem Plakat am Alexanderplatz. Ein Satz, egal was. Es darf auch nur ein Wort sein
Einige Beispiele:
Anita Tillman: „Wenn etwas nicht so läuft, wie du es dir vorstellst, stell dir etwas Neues vor.“ Louisa Dellert: „Politik fängt bei jedem Einzelnen von uns an. Geht wählen.“ Prof. Dr. Hartmut Rosa: „Lass dich berühren und verwandeln!“
Und jetzt du. Was würdest du drucken lassen? Was ist die Message, die du verbreiten willst? Wofür willst du sensibilisieren? Worüber sollten mehr Menschen nachdenken?
3. Wie sollen sich Menschen mit dir und deiner Personal Brand fühlen?
Dass sich andere mit dir wohlfühlen und dir vertrauen, ist natürlich die absolute Basis für eine Zusammenarbeit – zumindest in meiner Welt.
Das mit den Gefühlen geht aber noch nuancierter.
Welche Gefühle möchtest du als Personal Brand wecken? Richte deinen Content und deine Angebote bewusst darauf aus.
Mir ist beispielsweise enorm wichtig, dass Menschen sich gut unterhalten fühlen und richtig Spaß an der Zusammenarbeit haben. Weil ich als Kreative davon überzeugt bin, dass in einer lockeren und humorvollen Atmosphäre auch die besten Ergebnisse entstehen. Außerdem ist Langeweile für mich der absolute Graus. Das möchte ich niemandem antun.
Überleg dir mal, wie sich deine Wunschkund*innen fühlen möchten. Oder welches Gefühl du gerne vermitteln willst.
Hier einige Ideen:
sicher
hoffnungsvoll
motiviert
fröhlich
stolz
leicht
selbstsicher
inspiriert
energiegeladen
fokussiert
attraktiv
etc.
4. Finde dein Markenzeichen
Anziehende Personal Brands haben einen hohen Wiedererkennungswert.
Den kannst du aktiv stärken – zum Beispiel über deine Brandfarben, deine Bildsprache oder deine Wortwahl.
Auch hilfreich: Du hast ein Markenzeichen.
Etwas, das die Leute sofort mit dir in Verbindung bringen.
Das kann deine Bürokatze sein, die in Zoom-Sessions vor deinen Bildschirm schleicht.
Dein Aussehen, mit dem du kokettierst (siehe der „Quotenchinese“).
Oder deine Leidenschaft für lange Bergtouren, von denen du regelmäßig berichtest.
Diese Besonderheit muss nichts mit deiner Ausrichtung oder deinem Angebot zu tun haben.
Sie ist lediglich ein gedanklicher Anker, um eines der wichtigsten Ziele beim Personal Branding zu erreichen: Im Kopf deiner Wunschkund*innen zu bleiben.